Erfahrungsberichte

Ralf P. 

Kraft und Hoffnung 

 

Kraft: Das Wort Kraft bezeichnet eine körperliche oder geistige Voraussetzung zu bestimmten Handlungen (Muskel -, bzw. Geisteskraft).

 

Hoffnung: Eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintritt, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht.  

 

Mein Name ist Ralf. Ich bin ein zwanghafter, krankhafter Spieler. Ich bin Alkoholiker, und ich bin auf meinem Weg der Genesung.

 

Ich will mir noch einmal ins Gedächtnis rufen, wo ich im März 1993 stand, als meine höhere Macht mich aus tiefster, dunkelster Nacht herausgerissen hat und ich zum ersten Mal nach langer, langer Zeit wieder einmal die Sonne aufgehen sah, die schon seit einer gefühlten Ewigkeit in den tiefsten Abgründen meines Menschseins dauerhaft untergegangen war, und die jetzt, begleitet von ihrem wärmenden und immer heller werdenden Licht, langsam und behutsam all die Schrecken und Schatten von Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit überstrahlte und zu vertreiben begann.  

Vierzehn Tage zuvor stand ich ängstlich, weinend und zitternd – und das nicht nur auf Grund der kalten Jahreszeit – nachts auf einem Bahnsteig, wartete auf den herannahenden Zug, – und wollte mein Leben beenden.

Ein Leben, das am Ende war. Zu lange schon hatten mich der Alkohol und das Glücksspiel ausgehöhlt. – Ausgesaugt! Siebzehn Jahre lang. Eine gefühlte Ewigkeit. Zurück blieb eine leere, leblose Hülse. Ein Hülse, die keine Hoffnung, und erst recht keine Kraft mehr hatte.

 

Heute kann ich diese Zeilen schreiben, weil ich noch am Leben bin. Weil ich damals den vorzeitigen Sprung in die Ewigkeit nicht getan habe, oder, – weil ich ihn nicht tun durfte. Weil mein Gott noch einen anderen Plan für mein Leben hatte. Seinen Plan. – Einen guten Plan.  In jener nasskalten Nacht wollte ich, am Ende meiner Kräfte angekommen, mein Leben wegwerfen. Am Ende meiner Kräfte, – aber nicht am Ende SEINER Kräfte. Bei Gott gibt es KEINE hoffnungslosen Fälle.

 

Es ist viel passiert in diesen über 20 Jahren, seit jenem März 1993.

Damals ist ein wunderbarer Mensch, ein Engel des HERRN, in mein Leben getreten, der mir wieder neue Hoffnung geben konnte. Er war der erste Mensch in meinem Leben, dem ich Einblick in die Tiefen meiner Vergangenheit gewähren ließ. Dieser Bote Gottes gab mir den Mut und den Glauben an mich selbst zurück, –und an Gott. Er gab mir die berechtigte Hoffnung darauf, dass auch ich, egal wie tief ich auch immer gesunken war, ein von Gott geliebter, wertvoller und liebenswerter Mensch bin. Ein Mensch, der nicht das Abfallprodukt eines völlig verkorksten Lebens ist, sondern ein von Gott geliebtes Kind. Hoffnung! Endlich wieder Hoffnung! – Eine positive Zuversicht begann in mir zu wachsen, ohne dass ich wirkliche Gewissheit hatte. Ich begann wieder daran zu glauben, dass auch für mich noch Platz in, und auf dieser Welt ist.

Ich sollte mich am Anfang einer langen Reise befinden, die mich, von vielen Stürmen und Turbulenzen begleitet, immer näher zu mir selbst bringen sollte. Zu mir, Ralf, dem Spieler und Alkoholiker, der durch die Gnade Gottes unter dem Joch seiner Sucht zusammenbrechen durfte. Zu mir, Ralf, dem Spieler und Alkoholiker, der nie wirklich gelebt hatte. Zu mir, Ralf, dem Menschen, der nie wirklich geliebt hatte; weder sich selbst, noch andere. Eine Reise, in dessen Verlauf ich viele Weggefährten kennen, schätzen und lieben lernen durfte. Viele dieser Weggefährten sind meine Freunde geworden, die bereit sind, mit mir Ihre Erfahrung, Ihre Kraft und Ihre Hoffnung zu teilen.

Im miteinander teilen liegt Heute meine Kraft und Hoffnung verborgen. Meine Kraft und Hoffnung darauf, dass ich Heute nicht Spielen und nicht Trinken muss; dass ich Heute die Kraft dazu geschenkt bekomme, Nein sagen zu können. Ja, es ist ein Geschenk. Ein Geschenk der Gnade! – Denn ich habe an keinem Tag in all diesen 20 Jahren einen  Einfluss auf die Menschen gehabt, die sich aus freien Stücken dazu bereit erklärt haben, mit mir in einem Meeting, in einem Gottesdienst, oder im Gebet, ihre Kraft und Hoffnung zu teilen. Ja, ich lebe aus dem Geschenk der Gnade heraus. Und weil ich dies weiß, bin ich bereit, meinen Teil dazu beizutragen, dass das Geschenk der Gnade weiter fließt. Alles in meinem Leben ist am fließen. Nichts kann ich festhalten. Langsam beginne ich loszulassen, mich treiben zu lassen; in der mich tragenden Hoffnung, dass alles in dem Großen Ozean, in dem EINEN, mündet.

 

Ich habe eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes in der Zukunft eintritt, ohne dass ich wirkliche Gewissheit darüber habe.

 

Ich habe Hoffnung! – Und dadurch habe ich Kraft! 

 

Ich bin zum Glauben gekommen! Nur im Glauben werde ich die Antworten auf meine Fragen, und meinen inneren Frieden finden. 

 

Ich danke fürs Teilen und wünsche euch allen Gute 24-Stunden. – Einen Tag zur Zeit.

Ralf  

 

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