Erfahrungsberichte

Ralf P.

Meetingszeit ist Gnadenzeit

 

Dieses Jahr durfte ich auf dem Deutschlandtreffen meinen 17. Trockengeburtstag feiern. Was für eine Gnade ist mir durch Gott und die Gemeinschaft der Anonymen Spieler zuteil geworden. Früher habe ich es oft nicht einmal 17 Stunden ohne Spielen ausgehalten.

 

Ein neuer Anfang. So das Motto unseres D-Treffens 2011. Auch für mich beginnt in einem Bereich meines Lebens ein Neuanfang. Darum habe ich das Deutschlandtreffen dieses Jahr mehr als nötig gebraucht. Es war für mich Orientierungs- und Besinnungszeit zugleich. Jetzt beginnt für mich eine Zeit der Aufarbeitung und Neuorientierung.

 

Ich möchte in nächster Zeit so viele GA-Meetings wie möglich besuchen. Jeden Tag die Woche ist dies leider im Raum Freiburg noch nicht möglich. Eine Aufgabe für die Zukunft. Aber vier GA-Meetings von Montag bis Donnerstag kann ich die Woche über besuchen. Und die will ich nutzen. Denn ich weiß, dass Meetingszeit auch Gnadenzeit ist. Zeit, um bei mir selber anzukommen. Dies habe ich in meinem Leben mehr als deutlich erfahren. Die Gemeinschaft und das 12-Schritte-Programm haben es mir ermöglicht, dass auch ich meinen ganz persönlichen Genesungsweg gefunden habe.

 

Mein Leben war mir auf dramatische und chaotische Weise aus meinen Händen entglitten. Durch die Spielsucht ferngesteuert, psychisch manipuliert und nicht mehr Herr meiner Selbst, habe ich es orientierungs- und willenlos an die Wand gefahren. Ich war einer dieser hoffnungslosen Fälle. Nicht nur für mein Umfeld, sondern vor allem für mich persönlich. Als ich mich anfangs in die Meetings der Anonymen Spieler geschleppt habe, fand ich die Menschen, die mich aufgefangen haben. Die mich so angenommen haben, wie ich war, und wie ich bin. Die mich an die Hand genommen haben und mir durch ihr Vorleben gezeigt haben, dass es auch für mich eine Chance gibt, aus diesem verstrickten, hoffnungslosen Chaos meines Lebens herauszukommen. Dass es auch für mich einen Weg der Heilung gibt. Sie waren, sie sind, mit mir seelenverwandt. Sie haben von meinem Leid erzählt. Sie haben von meinem seelischen Schmerz erzählt. Sie haben meine Tränen geweint. Sie haben mit mir geweint. Sie haben all ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung mit mir geteilt. Sie haben mir gezeigt, dass es keine Macht der Welt gibt, die Erinnerungen auslöschen kann, aber eine Macht, die uns die Kraft gibt, diese aufzuarbeiten und in Liebe anzunehmen. Sie haben mir gezeigt, was Liebe ist und wie man der Liebe begegnen kann, sich ihr öffnen und sie zulassen kann. Sie wussten, dass Sucht der stille Schrei nach Liebe ist.

 

Ich liebe unsere Gemeinschaft. Ich bin ein Teil von ihr geworden. Wie lange habe ich unter den Menschen und in dieser Welt meinen Platz gesucht. Dass ich ihn erst durch soviel Schmerz, durch soviel Not, Elend, Verzweiflung, Mut- und Hoffnungslosigkeit gefunden habe, ist für mich heute ein Privileg. Ich bin dankbar, süchtiger Spieler zu sein. Ich bin dankbar, ein Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen. Weil wir als Gemeinschaft eine Botschaft haben. Für die, die noch leiden. Für die, die uns in ihrer Verzweiflung brauchen. Und diese Botschaft gibt es zum Nulltarif in unseren Meetings. Alles was ich am Anfang tun muss, ist: ich muss mich hinschleppen und wiederkommen.

 

Ja, Meetingszeit ist Gnadenzeit.

 

Gute 24-Stunden,

Ralf

 

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