Das 12-Schritte-Programm wurde Ende der 1930er Jahre von einem Mann namens Bill geschrieben. Bill war trockener Alkoholiker und hatte vor dem Beginn der Anonymen Alkoholiker zur sogenannten Oxford-Gruppe gehört.
Die Oxford-Gruppe wurde 1921 von einem lutherischen Geistlichen zum Zweck der Neubelebung christlichen Lebens gegründet. Sie war weder ein eigenständiger Verein noch eine neue Kirche. Die
Oxford-Gruppe betätigte sich überkonfessionell mit dem Ziel, dass sich ihre Anhänger völlig Gott auslieferten.
Die Oxford-Gruppe praktizierte die Gruppenarbeit. In den Gruppen gaben die Teilnehmer Zeugnis, legten ihre Fehler und Versuchungen offen, sprachen über ihre Nöte und beteten füreinander. Es
wurden vier Punkte (Unbedingtheiten) beachtet, die man als Grundforderungen der Bergpredigt verstand:
Außerdem hatten sie vier praktische geistliche Hilfen (Schritte), die wie folgt lauten:
Rowland, ein hoffnungslos alkoholkranker Mann aus den USA, wurde von seinen wohlhabenden Eltern 1931 zum berühmten C.G. Jung nach Zürich zur Behandlung geschickt. Nach einjähriger Behandlung betrank er sich erneut und wurde wieder bei Jung vorstellig, der eine weitere Behandlung als sinnlos ansah und daher ablehnte. Stattdessen riet er seinem Patienten, sich um eine geistig-seelische Umwandlung zu bemühen, konnte ihm allerdings keine konkreten Hinweise geben, wie Rowland dazu käme.
Zurück in den USA fand er Kontakt zur Oxford-Gruppe, wo er sich als hoffnungsloser Alkoholiker vorstellte. Die Gruppenteilnehmer beteten für ihn, und das Wunder geschah: Rowland war
frei und trank nicht mehr.
Shap und Cobra, zwei Saufkumpanen, lernten ebenfalls die Oxford-Gruppe kennen und erzählten ihrem Saufkumpel Ebby davon. Auch Rowland kam zu Ebby und berichtete ihm von seinen eigenen
Erfahrungen. Als Ebby volltrunken eine Straftat beging, wurde er festgenommen und vor Gericht gestellt. Die Mitglieder der Oxford-Gruppe verwendeten sich für Ebby und drängten den Richter, die
Zwangseinweisung nicht zu vollstrecken, bevor Ebby nicht in der Gruppe gewesen war. Ebby gab in der Oxford-Gruppe zu, hoffnungsloser Alkoholiker zu sein, bekannte seine Sucht und stellte sich
ihr. Man betete auch für ihn, und er war frei.
Ebby hatte einen alten Saufkumpel, Bill, der als Börsenmakler in New York arbeitete und aufgrund seiner Alkoholsucht vor dem totalen Ruin stand. Sein letzter Absturz ereignete sich am 11.11.1934.
Bill verließ zu diesem Zeitpunkt das Haus nur noch, um seine Alkoholvorräte aufzufüllen. Körperlich baute er stark ab, seiner Frau hatte man mitgeteilt, für ihren Mann gäbe es nur noch zwei
Möglichkeiten: Tod oder Wahnsinn. Als Ebby davon hörte, besuchte er ihn.
Bill bemerkte sofort, dass Ebby sich stark verändert hatte, was sich nicht nur in der Ablehnung eines Glases Alkohol zeigte. Auch dass Ebby Bill von seinem Glauben erzählte, war ungewohnt. Doch
der Aufforderung Ebbys, sich an Gott zu wenden, stand er zunächst ablehnend gegenüber. Ebby drängte Bill, sich an Gott zu wenden, wie er ihn verstand. Er stellte fest, dass sein Kumpel nüchtern
war und aufbaute, während er trank und abbaute. Deswegen wünschte auch Bill Kontakt zur Oxford-Gruppe, wo er sich betrunken einfand und offen von seiner Alkoholabhängigkeit sprach. Die Gruppe
betete für ihn und riet ihm, noch einmal ein Krankenhaus aufzusuchen. Dort besuchte ihn Ebby, und Bill, am absoluten Tiefpunkt angekommen, schrie nach Gott, bat ihn, sich zu zeigen. Die Folge war
ein Bekehrungserlebnis, bei dem ihm Gott ganz persönlich seine Herrlichkeit offenbarte. Dieses Erlebnis war der Wendepunkt in seinem Leben. Bill trank nie wieder Alkohol.
Ganz beseelt von diesem Erlebnis wollte Bill auch andere Alkoholiker bekehren und begann zu predigen. Doch der Erfolg ließ auf sich warten. Ein Arzt riet ihm, das predigen zu lassen
und stattdessen den Alkoholikern seine Lebensgeschichte zu erzählen. Bill folgte dem Rat, doch nur wenige Alkoholiker kamen zur Gruppe und wurden frei.
1935 setzte die Oxford-Gruppe in Akron ein Extrameeting an, weil eines ihrer Mitglieder, ein Dr. Bob, infolge seiner Alkoholabhängigkeit immer mehr abbaute. Dr. Bob und seine Frau waren zwar
regelmäßig Teilnehmer der Gruppentreffen, jedoch hatte er es bisher immer vermieden, über sich und seine Sucht zu sprechen. Auf jenem Extrameeting schließlich sprach Dr. Bob offen von seiner
Trunksucht. Er bat die Mitglieder, für ihn zu beten, was auch geschah. Kurze Zeit später, und das ist als Gebetserhörung anzusehen, weil es so viele Zufälle gar nicht gibt, trafen Bill und Bob
zusammen.
Der 10. Juni 1935, der Tag, an dem Bob sein letztes Glas Alkohol trank, ist der Geburtstag der Anonymen Alkoholiker (AA).
Zwei Jahre später zogen beide bereits Bilanz über die geleistete Arbeit. Etwas mehr als 40 Menschen waren frei geworden. Sie wollten aber Millionen auf der ganzen Welt helfen. Neben dem Entsenden
von Missionaren und dem Gründen von Krankenhäusern hatten sie sich vorgenommen, ein Buch zu schreiben, konnten sich aber nicht über die Konzeption einigen.
Sie kamen nicht über die ersten Kapitel hinaus und Bill war schon drauf und dran aufzugeben, als er Gott um Führung bat. Und Gott erhörte ihn. Innerhalb einer Nacht war das Konzept fertig. Bill
hatte die 12 Schritte geschrieben.
Im April 1939 erschien das Buch „Alcoholics Anonymous“. Nach der Veröffentlichung der 12 Schritte stieg die Zahl trockener Alkoholiker schnell. Heute treffen sich in 150 Ländern über 100 000 Gruppen.
Die ersten AA bedauerten, dass nur die Alkoholiker ein so wirksames Genesungsprogramm (das 12-Schritte-Programm) haben, mit dem sie ihr Leben Stück für Stück aufräumen und den
heutigen Tag bewältigen können. Eigentlich, so fanden sie, wäre es ein Programm für Jedermann.
Quellen:
Geschichte der 12-Schritte nach Schmidt, Lothar: Fahrschule des Lebens; Hilfe zur Selbsthilfe. Federkultur: Frankfurt am Main, 2010.
https://de.wikipedia.org/wiki/Oxford-Gruppe
https://de.wikipedia.org/wiki/Anonyme Alkoholiker
Die Lehre der Oxford-Gruppen
Die Oxford-Gruppe oder Oxfordgruppenbewegung war eine von zahlreichen überkonfessionellen „urchristlichen“ Erweckungsbewegungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie hatte ihren Schwerpunkt in den USA und England und erreichten ihren Höhepunkt in den 1920er und 1930er Jahren. Ihre wesentliche Zielgruppe waren Studenten.
Ihr geistiger Führer war der US-amerikanische Theologe Dr. Frank Nathan Daniel Buchman.
Die Lehre der Oxford-Gruppen gründete sich auf sechs wesentliche Annahmen:
Quelle:
Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Oxford-Gruppe